Sehr geehrte Frau Ministerin Baerbock, sehr geehrter Herr Minister Heil,
der Bundesverband Pflegemanagement weist schon seit Jahren auf die sich immer mehr zuspitzende Situation des Pflegefachpersonalmangels in Deutschland hin.
Ihre Bemühungen zur Anwerbung von Pflegefachpersonal aus dem Ausland als ein Baustein von vielen, um den enormen Herausforderungen in der Pflegebranche zu begegnen, sehen wir als hilfreich an. Doch das Werben und Rekrutieren internationaler Pflegefachkräfte ist nicht das Problem, die Lösungen zur Verbesserung der Arbeitskräftesituation im Pflegebereich liegen hier in Deutschland.
Was wir benötigen, ist eine schnelle und unkomplizierte Integration der internationalen Kolleginnen und Kollegen. 16 Bundesländer mit ihren Verwaltungen bedeuten mindestens 16 verschiedene Verfahren der Anerkennung. Hinzu kommen die individuellen Auslegungen der einzelnen Bearbeitenden.
Die Situation ist in manchen Bundesländern verheerend. In Berlin sorgen aktuell die Ausländerämter selbst für teilweise menschenunwürdige und bürokratisch aufgeladene Prozesse. So müssen beispielsweise Pflegefachkräfte bis zu einem Jahr auf einen Termin bei der Ausländerbehörde warten.
Es gibt in vielen Fällen kein lösungsorientiertes Handeln seitens der Ämterstrukturen, die nicht verstehen können oder wollen, dass Menschen aus Drittstaaten ebenfalls auf Behörden angewiesen sind, die nicht nach deutschen Behördenvorgaben arbeiten. Wo bleibt der Pragmatismus, den es an vielen Stellen so dringend braucht?
Arbeitgeber, die Fachkräfte aus dem Ausland einstellen möchten, haben bereits viel Erfahrungen gesammelt und können ihre Kenntnisse in den Integrationsprozess einbringen und dazu beitragen, eine effektive und pragmatische Lösung zu finden. Aktuell haben sie kaum Einfluss auf den Prozess.
Es ist zu hoffen, dass die zuständigen Behörden die Dringlichkeit dieser Problematik erkennen und Maßnahmen ergreifen, um die behördlichen Herausforderungen für Fachkräfte aus dem Ausland in Deutschland zu reduzieren. Die Schaffung eines effizienten und unterstützenden Umfelds für internationale Fachkräfte ist nicht nur im Interesse der Betroffenen, sondern auch im Interesse Deutschlands als Wirtschaftsstandort.
Seriöse Politiker*innen, Agenturen und Arbeitgeber, die im Ausland nach Personal suchen, dürfen bei der Anwerbung von Fachkräften diese Missstände nicht verheimlichen, sondern müssen diese konkret benennen und endlich pragmatische Lösungsansätze schaffen. Denn sonst lösen sie keine Probleme, sondern schädigen das Image Deutschlands im Ausland nachhaltig.
Sie müssen definitiv keine weiten Flugreisen antreten, fahren Sie klimaneutral mit dem ICE in die einzelnen Bundesländer und informieren Sie sich vor Ort. Sie werden langwierige unterschiedliche Anerkennungsverfahren statt einheitlicher Standards erleben. Nutzen Sie moderne Technik bei der Prüfung der Zugangsvoraussetzungen. Dann sparen Sie auch noch Kapazitäten im Verwaltungsbereich.
Die durch effiziente Anerkennungsverfahren eingesparten Ressourcen werden benötigt für die sprachliche Integration. Unterschiedliche Kulturen sind nicht das Pro-blem, es sind die sprachlichen Barrieren.
Ein weiter wichtiger Punkt ist die Implementierung und Refinanzierung von Integrationsbeauftragten in den Einrichtungen. Diese sollen gezielt die neuen Kolleginnen und Kollegen in das Arbeitsfeld aber auch in das soziale Umfeld des neuen Lebensraums einführen.
Liebe Frau Baerbock, erklären Sie bitte den deutschen Botschaften, dass diese VISA an, von seriösen Vermittlern geworbenen Fachkräften, unkompliziert vergeben möchten. Auch hier hört man immer wieder von unnötigen und nutzlosen Verzögerungen. Sorgen Sie zusammen mit Herrn Heil und den anderen zuständigen Ministerien dafür, dass sich niemand mehr Arbeit macht, als unbedingt notwendig! Wir haben keine Zeit dafür und auf die jungen internationalen Kolleginnen und Kollegen wirkt dies nicht motivierend.
Das Fachkräfteproblem haben nicht Sie zu verantworten und niemand erwartet von Ihnen, dass Sie es allein lösen. Schaffen Sie bitte die Bedingungen, damit wir zusammen mit seriösen Partnern zügig und erfolgreich diese Herausforderung bewältigen können. Es bietet sich sogar eine einmalige Chance, unsere Demographie punktuell nachhaltig zu korrigieren und dabei gleichzeitig anderen Ländern zu helfen.
Was wir dazu brauchen?
- Innovative Ideen und mutige Entscheidungen
- Kein „Ja aber“, sondern „ja, und“
- Zusammenkünfte mit den verantwortlichen Behörden zur Entwicklung eines bundeseinheitlichen Anerkennungsverfahrens
- Deutschlandweit einheitliches Vorgehen bei allen behördlichen Maßnahmen
- keine Kommerzialisierung der Rekrutierung
- Förderung von Anwerbe – und Integrationsmaßnahmen der Arbeitgeber im In- und Ausland zur unabhängigeren Rekrutierung von Agenturen
- Refinanzierung von Integrationsbeauftragten in den Einrichtungen
Das Wichtigste jedoch:
Lassen Sie uns zusammen über die Lösungen und weniger über das Problem reden. Wir haben Ideen und den Willen zur Initiative.